Ich liebte Feste und Feiern seit jeher - vor allem natürlich wenn ich im Mittelpunkt gestanden hatte - aber dieses Fest war jenes, welches mich am allermeisten freute, denn ich konnte diese verdammten Mauern endlich einmal verlassen. Wenn auch nur für kurze Zeit und noch immer war ich von den Mauern der Stadt umgeben, zumal ich auch meine wahren Kräfte nicht zeigen durfte wegen der Menschen, aber es war immerhin ein kleiner Schritt. Nach zwei Jahren, in denen ich das Schloss nicht hatte verlassen dürfen, war es wahrhaftig eine Wohltat. Athenodora brauchte mich hier nicht, weswegen ich sogar so etwas wie Freizeit hatte. Um ehrlich zu sein wusste ich noch immer nicht, was genau ich von meiner Herrin halten sollte. Einerseits kam es mir so vor, dass wir gewissermaßen in der selben Situation waren und uns deswegen recht gut verstehen könnten, andererseits war sie nun einmal der Feind, Teil jener, die mich meiner Freiheit beraubt hatten, weswegen ich sie nicht einmal mögen wollte, denn es würde mich mehr an dieses Schloss und meine Fesseln binden. Das wollte ich auf keinen Fall. Da ich mich in der Stadt frei bewegen durfte, nahm ich mir Zeit für einen ausgiebigen Rundgang, vielleicht würde es mir irgendwann einmal nützen. Auch wenn ich keine Chance hatte zu fliehen. Demetri würde mich finden. Während ich durch die Stadt ging, hing ich hauptsächlich meinen Gedanken nach. Vor allem fragte ich mich, ob Amun und der Rest meiner Familie bereits von meiner unfreiwilligen Mitgliedschaft bei den Volturi wussten. Aro hatte mir verboten, Kontakt mit meinem Schöpfer aufzunehmen, weswegen wir seit zwei Jahren nichts voneinander gehört hatten. Das war nicht ungewöhnlich, aber irgendwie wäre mir wohler, wenn ich wüsste, dass sie wussten, wo ich steckte. Auch wenn ich ihnen grundsätzlich keinen Sorgen bereiten wollte. Amun würde es sich nie und nimmer anmerken lassen, aber er würde sich sorgen, das wusste ich ganz genau. Es dauerte nicht lange, bis ich auf dem Marktplatz landete, wo gerade Musik gespielt wurde. Ohne darüber nachzudenken, bewegte ich meinen Körper im Takt der Musik, tanzte einfach nur, weil es zu meiner Ausbildung gehört hatte und weil ich dann schon immer hatte Freude empfinden können. Dann war es ganz egal, welche Musik gespielt wurde, ich war in der Lage auf jedwede Tonfolge einen Tanz zu vollführen. Mit geschlossenen Augen bewegte ich mich. Es war mir gleich, wer mir zusah, denn ich war es gewohnt meine Künste vor Publikum darzustellen. Nachdem das Lied vorbei war, hielt ich einstweilen inne und nahm mit einem strahlenden Lächeln den Applaus entgegen, welchen man mir spendete. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich eine kleine Menschentraube um mich gebildet hatte. Höflich knickste ich, ehe mein Blick über die Menge hinweg streifte und eine bekannte Gestalt erspähte. War das nicht Renata?
@Renata Volturi